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Schlaflos in Peking

 

Unsere ersten vier chaotischen Stunden

Unsere Ankunft in China war leider nicht ganz so verlaufen, wie wir uns das vorgestellt haben, denn schon die ersten Stunden waren ereignisreicher als uns lieb war. Aber der Reihe nach: Bevor wir in China immigrieren konnten, mussten wir uns erst einmal am Flughafen in Peking registrieren. Nach ordnungsgemäßer Abgabe aller zehn Fingerabdrücke, der Aufnahme von min. 3 Fotos und Darlegung aller persönlicher Daten, konnten wir dann auch schließlich ins Land einreisen.

Da man heutzutage ohne Internetzugang nicht mehr richtig funktioniert (in Maslows Bedürfnispyramide sicherlich gleich nach „Luft zum Atmen“ eingeordnet), haben wir uns sofort auf die Suche nach einem Telefonanbieter gemacht. Allerdings war es bereits zwei Uhr nachts und fast alles war geschlossen. Auch das WIFI am Flughafen half uns nicht weiter, denn dies funktionierte nur, wenn man sich mit einer chinesischen Telefonnummer registrierte. Dennoch hatten wir Glück und fanden nach einigem Suchen einen Schalter, an dem eine junge Frau saß, die selbst in der Nacht noch SIM-Karten verkaufte. Leider stellte sich die Kommunikation als sehr schwierig heraus, da sie nicht wirklich Englisch sprach und wir nicht mehr als „Hallo“ und „Danke“ auf Chinesisch konnten.

Gut, dass ich mir in weiser Voraussicht die chinesische Version für den Google-Translator runtergeladen habe, so dass wir darüber kommunizieren konnten. Die Verkäuferin machte uns ein Angebot, was überraschend gut klang: 20 Gigabyte High-Speed Daten und 300 Minuten Telefonieren für nur 150 Yuan, also umgerechnet ca. 20 Euro! Da wir auch noch einen Stop in Shanghai geplant haben, hätten wir ca. 2 GB pro Tag zur Verfügung, was uns völlig ausreicht. Gierig nach schier unbegrenztem Internetzugang, zahlten wir den günstigen Preis und erhielten die SIM-Karte. Nicht ahnend, dass wir 1,5 Tage später folgende SMS erhalten sollten: „Lieber Nutzer, Ihre 500 Megabyte sind aufgebraucht, bitte laden Sie ihre Karte auf“…
 
Voller Glückshormone über unsere neu erworbene Anbindung an die Welt, machten wir uns auf, ein Taxi zu finden. Im Prinzip muss man am Flughafen nicht lange danach suchen. Das erste, was man hört, wenn man in die Ankunftshalle kommt ist „need Taxi?“. Jedoch hatten wir uns vorher informiert und, wie in vielen anderen Ländern auch, werden Touristen am Pekinger Flughafen gerne mit überteuerten Taxigebühren übers Ohr gehauen. Aber nicht mit uns! Dachten wir jedenfalls…

Wir ignorierten gekonnt alle Taxirufe, nahmen Schleichwege durch das Terminal und wichen blitzschnell allen Taxischreiern aus, die sich uns in den Weg stellten. Das Ziel: der offizielle Taxistand! Dort fanden wir auch eine uniformierte Frau, welche uns registrierte und unsere Hoteladresse ins Chinesische übersetzte, damit die Taxifahrer sie lesen konnten. Aber auch dort wartet wieder einer von der Taximafia und wollte wissen, wo wir hin wollen. Auch ihm sagten wir höflich – nein danke – und ignorierten ihn anschließend. Doch anscheinend kannte er die Dame vom Taxistand, zumindest haben sie angefangen beiläufig miteinander zu sprechen. Die Dame schrieb also noch unseres Hoteladresse auf und übergab den Zettel nicht an uns, sondern an den Typen von der Taximafia, den wir in den letzten 2 Minuten gekonnt ignoriert hatten. Dieser rannte mit dem Zettel an den dort stehenden Taxen vorbei und sagte uns, dass unser Taxi gleich käme. Wir misstrauten dem Ganzen, schließlich standen mindestens 20 Taxen direkt neben uns. Deshalb lehnten wir ab und sagten, dass wir nur mit einem offiziellen Taxi mit Taxameter fahren würden. Im gleichen Moment kam ein Taxi um die Ecke, mit Taxizeichen in den Farben der anderen Taxen. Auf erneute Nachfrage nach dem Taxameter, versicherte man uns, dass das Taxi ordentlich ist und mit Taxameter fährt. Auch der Fahrer hielt uns ein Gerät vor die Nase und sagte „Taxameter, Taxameter“. Also willigten wir ein. Wir wussten ja, dass eine Fahrt nicht mehr als 100 Yuan kosten sollte, da die Preise der Taxifahrer staatlich reguliert sind und im Internet zu finden waren.

Da wenig Verkehr herrschte, waren wir bereits nach 30 Minuten an unserem Hotel angekommen. Es war mittlerweile 4:00 Uhr morgens. Als wir für die Fahrt bezahlen wollten, hielt uns der Fahrer ein kleines Schild hin auf dem Preise von privaten Shuttle-Services abgebildet waren. Eine Fahrt vom Flughafen in die Stadt sollte demnach 800 Yuan – also umgerechnet 100 Euro – kosten. Dann zeigte er uns den kleinen Kasten, den er als Taxameter bezeichnete auf dem „nur“ 420 Yuan standen.

Als ich ihm sagte, dass ich maximal 100 Yuan zahlen werde, ist er laut geworden, hat sich beschwert und auf die Uhr gezeigt, womit er andeuten wollte, dass es schon spät sei und deshalb andere Preise gelten. Nach einigem hin und her konnten wir uns schließlich auf 150 Yuan einigen.

Da waren wir endlich und standen vor unserem 5-Sterne Hotel, dass wir unschlagbar günstig über Agoda geschossen hatten. In freudiger Erwartung auf eine heiße Dusche und ein Bett standen wir an der Rezeption zum Check-In. Hinter der Rezeption saßen zwei junge Männer auf Bürostühlen und schliefen… Wir weckten einen von beiden auf und gaben ihm unsere Namen und Pässe, woraufhin er sich gleich an die Arbeit machte. Nachdem bereits 10 Minuten vergangen waren, in denen der Rezeptionist immer wieder in seinen Unterlagen wühlte, auf die Pässe guckte, in den Computer schaute und wieder auf die Pässe guckte, sagte er uns, dass ihm keine Reservierung für uns vorliegt.
 
Wir schauten erst ihn und dann uns ungläubig an und sagten ihm, dass es nicht sein könne und wir eine Buchungsbestätigung hätten. Als wir sie ihm zeigten, stellte sich heraus, dass wir beim Buchen einen Denkfehler hatten, denn wir hatten das Zimmer erst für den Tag unserer Ankunft reserviert!

Nun standen wir vor der Frage, ob wir noch ein Zimmer für die Nacht zum Normalpreis (150 Euro) buchen wollen oder ob wir einfach warten bis wir einchecken können. Glücklicherweise war ein Check-In schon ab 8.00 Uhr morgens möglich und der Fakt, dass wir nur noch 4 Stunden warten müssten und so 150 EUR sparen könnten, hat uns nicht lange überlegen lassen. Wir fragten nach dem nächsten Supermarkt, um uns ein paar Bier und Chips zu kaufen, holten unser Kartenspiel raus und machten es uns in der geschlossenen Bar im Foyer gemütlich bis wir auf unser Zimmer konnten. So hatten wir uns unsere Ankunft in China zwar nicht ganz vorgestellt, aber was solls...
 
Nach einem kurzen Vormittagsschläfchen, stürzten wir uns schließlich müde, aber voller positiver Erwartungen ins Abenteuer „Peking“. Warum unsere Erwartungen enttäuscht wurden, kannst du im nächsten Artikeln nachlesen.