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Die geheimen Weinkeller der Sizilianer

 

Weine aus Sizilien - Spitzenqualität und Alltagsbegleiter

Stimmt das Klischee, was wir von einer typischen sizilianischen Familie haben - dass es zum Abendessen nur Pasta mit Wein gibt, und das jeden Tag?

Kurz zusammengefasst: Nicht ganz. Die Küche ist wesentlich vielfältiger und nicht ansatzweise nur auf Pasta beschränkt. Der Wein spielt hingegen eine noch viel größere Rolle als wir vor unserer Reise vermutet haben. Denn er ist nicht nur täglicher Begleiter zum Abendessen, in vielen Fällen wird er auch schon zum Mittagessen gereicht. Denn Wein ist für viele Sizilianer Passion und existenzielle Lebensgrundlage zugleich.

Die Sizilianer - wie wir sie kennengelernt haben - stellen bis heute noch viel selber her. Von Brot über Aufstriche und Saucen, bis hin zu Käse und Ölen. Die Königsdisziplin ist und bleibt aber die Weinherstellung (dicht gefolgt von der Olivenölherstellung)! Und wenn sie etwas nicht selbst herstellen können, tauschen sie.
 

Lebensgrundlage vieler Familien

Das Wein zum Teil wie Wasser getrunken wird, hat selbst uns überrascht. Jedenfalls der Wein aus der eigenen Herstellung. Einige Familien füllen ihren Wein für den Eigenbedarf in einfache Wasserflaschen oder Kanister ab und trinken ihn gegen den Durst bzw. ersetzen Wasser ganz einfach mit Wein, weil ihnen Wasser nicht schmeckt.

Der eigene Hauswein wird nicht nur für den täglichen Konsum verwendet, sondern auch als Tauschmittel für alles genutzt, was man eben gerade nicht selbst herstellt, wie zum Beispiel Schnaps, Öl, Fleisch oder Käse (ehrlich, wir dachten so was gibt es heute gar nicht mehr 😊).

Gerade in der Region um den Ätna hat fast jede Familie entweder einen kleinen privaten Weinkeller oder zumindest ein kleines Stück Weinberg hinter dem Haus. Viele nutzen die eigenen Rebstöcke ausschließlich zum Eigengebrauch oder zum Tauschen und „Bezahlen“ der Erntehelfer. Nur eine Handvoll der ansässigen Weingutsbesitzer produzieren tatsächlich ihren Wein für den Verkauf.

Warum? Zum einem muss der Weinkeller einigen Anforderungen hinsichtlich Hygiene und Produktionstechniken erfüllen, zum anderen besitzt nicht jeder eine entsprechend große Fläche mit Reben, als dass sich die mit dem Verkauf verbundene Bürokratie lohnen würde. Viele mittlere und kleinere Weingutsbesitzer am Ätna haben eigentlich zu viel für den Eigenbedarf aber zu wenig für den Vertrieb. Deswegen verkaufen die kleineren Weinbergsbesitzer ihre Trauben an größere Kellereien in der Region, die daraus DOC-Wein herstellen.
 

Hidden Champion im Wein Pro-Kopf-Verbrauch

Untern Strich heißt das allerdings, dass die „Dunkelziffer“ des Pro-Kopf Verbrauchs an Wein wesentlich höher liegt als offizielle Statistiken uns Glauben lassen. Im Jahr 2017 lag Italien mit 37,44 l Weinkonsum pro Person und Jahr „nur“ auf Platz 3 nach Portugal und Frankreich. Wir sind sicher, dass die realen Werte weitaus höher liegen und Italien in dieser Liste eigentlich der Hidden Champion ist 😊. Warum? Weil die Zahlen lediglich die registrierten Weinverkäufe berücksichtigen und eine normale sizilianische Familie kauft nur selten Wein im Handel. Mind. 80-90 % kommt aus dem eigenen Keller oder eben auch als Tauschware oder Bezahlung gegen andere Güter. Allein in unseren drei Wochen, haben wir zu Viert mindestens 30-40 Flaschen Wein (0,75l) aus der eigenen Herstellung beim Abendessen verzehrt, die Feiern nach der Ernte nicht mit eingerechnet.
 

Gemeinsames Essen mit Familie und Freunden nach der Weinernte