Chinesischer Wein - zwischen Imageproblemen und neuen Impulsen
Zugegeben, diese Kombination wirkt erst einmal befremdlich. Wann bekommen wir im Restaurant schon mal chinesischen Wein empfohlen? Geschweige denn, dass sich die Regale im Weinhandel mit Angeboten aus dem Reich der Mitte überschlagen würden… Nun aber die Überraschung, China ist hinsichtlich des Themas Wein gar nicht so unbedeutend wie man denkt. Das bevölkerungsreichste Land der Welt hat in den letzten Jahren - was den Konsum und die Produktion von Wein anbelangt - extrem zugelegt und besitzt mittlerweile die
zweitgrößte Anbaufläche weltweit,
direkt nach Spanien. Die Anbaugebiete sind weit verteilt und ziehen sich wie ein Gürtel über den nördlichen Teil Chinas. Von den registrierten 847.000 ha wird jedoch nur ein Bruchteil für die Weinherstellung genutzt – ca. 90 % ist entweder noch gar nicht bewirtschaftet oder wird für Tafeltrauben genutzt. Die hohe Positionierung in der Weltrangliste sollte man vor diesem Hintergrund also ein wenig relativieren.
Wein spielt im Alltag kaum eine Rolle
Wenn man den Statistiken glaubt, rangiert China beim Konsum von Wein weltweit auf Platz 5. Aber China ist groß - sehr, sehr groß. Es gibt 1,4 Milliarden Chinesen, das entspricht ungefähr der Bevölkerung von Europa, Amerika und Australien zusammen. Mit dieser gewaltigen Anzahl an Menschen ist es nicht schwer zukünftig beim Weinkonsum eine der vorderen Plätzen einzunehmen, dafür muss sich relativ gesehen nicht einmal viel an der herrschenden Weinkultur ändern. Im Alltag der Chinesen spielt Wein bisher noch kaum eine Rolle. Wenn Alkohol getrunken wird dann Bier oder Maotai, ein chinesischer Branntwein. Abgesehen von den teureren und touristischen Etablissements findet man in den normalen Restaurants keinen Wein auf der Karte. Wein ist für den Durchschnittsbürger zu teuer und hinsichtlich des Geschmacks sehr ungewohnt. Trotzdem gibt es eine stark wachsende Mittelschicht, die Wein als Prestigeobjekt entdeckt hat und die gerne und viel Geld dafür ausgeben. Vorhersagen gehen sogar davon aus, dass sich China bis 2021 zum zweitgrößten Konsummarkt entwickeln wird, dicht hinter den USA als Spitzenreiter.