Während unseres kurzen Aufenthalt in dem Land, haben wir die Chinesen leider als ein Volk kennengelernt, dass sich selbst am nächsten ist und jeder gegen jeden kämpft. Das fängt schon ganz lapidar beim Straßenverkehr an. Grün heißt nicht Grün. Der Fußgänger ist das letzte Glied in der Kette und muss selbst bei Grün darauf achten nicht überfahren zu werden. Das man abgezockt wird oder sagen wir einfach gewisse Informationen vorenthalten werden, gehörte bei uns ebenfalls zum Alltag. Wir haben beispielsweise eine SIM-Karte mit angeblich 20 GB Datenvolumen für 20 Euro gekauft. Nach 1,5 Tagen haben wir eine SMS bekommen, dass unser Guthaben aufgebraucht ist und wir bitte die Karte aufladen sollen….Ok, kann passieren. Vielleicht lag der Fehler in der Kommunikation. Aber was uns wirklich verärgert hat, war die Abzocke am Taxistand vor dem Flughafenterminal. Trotz Anmeldung beim offiziellen Taxiservice (dafür gibt es einen Anmeldestand) wurden wir an die Taxiamafia übergeben, die für die Fahrt am Ende 400 statt 100 Yuan wollte – echte Abzocke (dazu mehr
in diesem Artikel).
Wer in China ein Hotelzimmer buchen will, wird sich erst einmal über die günstigen Preise freuen, jedenfalls bis er merkt, dass die Zimmer zu den Preisen nur an Chinesen vergeben werden und für Ausländer wesentlich höhere Preise aufgerufen werden.
Ein weitere Schwierigkeit, die uns die ganze Zeit begleitet hat, war die Sprachbarriere. Das Englisch-Niveau haben wir als extrem niedrig wahrgenommen (und ich spreche hier nicht von der Verkäuferin im Tante Emma Laden). Selbst mit der Rezeptionistin in einem 5-Sterne Hotel oder mit dem Service-Mitarbeiter am Flughafenschalter konnten wir uns kaum verständigen. Zudem sind die wenigen englischen Beschriftungen meist nicht konsequent umgesetzt. So sind die Überschriften von Hinweistafeln zwar übersetzt, die Erklärung darunter jedoch nicht. Diese inkonsistente Vorgehensweise setzt sich selbst an den touristischen Hotspots fort. Wenn man z.B. an der großen Mauer auf Toilette muss, sollte man sich dringend eigenes Toilettenpapier mitbringen oder vorher eine SIM-Karte kaufen. Warum? Toilettenpapier erhält man aus einem Automaten, der in den Toiletten hängt. Der Automat gibt das Toilettenpapier aber nur dann aus, wenn man den QR-Code scannt, der sich auf dem Automaten befindet. Zum Scannen bzw. Öffnen der gescannten URL braucht man allerdings Internet….Wer das über das offene WLAN machen will, braucht zur Registrierung eine chinesische Handynummer. Alles in allem ist eine chinesische SIM-Karte für den Toilettengang also zwingend erforderlich 😊.
Mal ehrlich, das meiste sind Punkte, mit denen wir gut umgehen konnten. Was uns aber wirklich negativ aufgefallen ist, ist die Einstellung und das Miteinander der Menschen. Viele scheinen beispielsweise nur Dienst nach Vorschrift zu machen. Shops werden meist schon vor den eigentlichen Schließzeiten geschlossen und die Mitarbeiter sitzen bereits 20 Minuten vorher in ihren Jacken bereit zu gehen. Die Hilfsbereitschaft war nach unserem Empfinden und verglichen zu anderen asiatischen Ländern sehr gering bis gar nicht vorhanden. Anfragen wurden meist abgewiegelt. Verkäuferinnen stehen in abgeschiedenen Ecken im Laden und spielen am Handy, statt beim Wiegen der Ware zu helfen. Während einer Massage hat meine Masseurin immer wieder am Handy herumgespielt und mich halbherzig mit einer Hand weitermassiert.
Die schlechten Erfahrungen und die negativen Eindrücke haben unsere anfängliche euphorische Vorstellung von China leider etwas getrübt. Aber es war nicht alles schlecht! Die Infrastrukturen waren sehr gut ausgebaut, die U-Bahn hat super funktioniert und die beste englischsprachige Chinesin haben wir auf der China Post getroffen. Auch als wir den Fahrer für den Tag gebucht haben, war dieser pünktlich und sehr höflich. Aber es ist schon interessant zu erfahren, wie es ist, wenn man keine gemeinsame Kommunikations- und Wertebasis findet und die Erwartungen sich einfach nicht decken wollen.
Unterm Strich war unser erster Eindruck von Peking also nicht sehr positiv. Umso mehr hatten wir uns darauf gefreut, unsere Erfahrungen in Shanghai nochmal auf den Prüfstand stellen zu können, um eine andere Sichtweise zu gewinnen und mit einem guten Gefühl zurückblicken zu können. Leider ist es nie dazu gekommen. Warum, erfährst du in einem der folgenden Artikeln.