Erst einmal die Randdaten: Theoretisch liegt Südkorea auf den gleichen Breitengraden wie Spanien auf der Nordhalbkugel und Neuseeland auf der Südhalbkugel. Beides geographische Regionen, die für ihren fantastischen Weinanbau bekannt sind. Nun liegt die Vermutung sehr nahe, dass Südkorea damit ebenfalls beste Rahmenbedingungen für die Kultivierung von Reben bietet. Diese Schlussfolgerung reicht leider ein wenig zu kurz, denn die realen klimatischen Bedingungen sind doch anders als in Spanien oder Neuseeland.
Die Winter in Südkorea werden beispielsweise extrem kalt. Einen Vorgeschmack darauf hatten wir bereits bei unserem Besuch Mitte Oktober (zum Reseblog Artikel: Südkorea in 92 Stunden). Anstatt leichter Übergangskleidung mussten wir schon unser ganzes Repertoire an Kleidung anziehen. Seitdem verwundert es uns nicht mehr, dass nur einige mildere und geschütztere Gegenden in Südkorea für den Qualitäts-Weinanbau überhaupt in Frage kommen. In diesen Gebieten kämpft man wiederum im Sommer mit einer hohen Luftfeuchtigkeit und einer erheblichen Menge an Regen. Das heißt, man hat die notwendige Wärme, jedoch zu viel Feuchtigkeit, die wiederum den perfekten Nährboden für Pilzerkrankungen bietet. Selbst wenn die Rebstöcke gesund durch den Sommer kommen, besteht die Gefahr, dass der Regen die Qualität des Lesegutes erheblich schmälert. Insgesamt also alles andere als ideale Bedingungen…Trotzdem konnte man um ca. 1977 den sogenannten Majuang, den ersten südkoreanischen Wein, auf den Markt bringen. Wobei der Majuang kein rein koreanisches Produkt war, denn der aus dem eigenen Weinbau erzeugte Wein (man konzentrierte sich nach den ersten Fehlschlägen auf Seibel-Reben und Muscat d’Hamburg) wurde mit importierten Massenweinen aus Europa oder Südamerika verschnitten.
Dies war zwischenzeitlich ziemlich erfolgreich und bereits im Jahr 1987 konnte der Majuang einen Marktanteil von über 90 % des im Inland verkauften Weins für sich deklarieren. Dieses Hoch hielt allerdings nicht lange an. Ende der 80er Jahre stieg, aufgrund von nachlassenden Handelsbarrieren, der Import von ausländischen Wein an und drängte die eigene Weinherstellung auf einen Marktanteil von gerade einmal 15% zurück. Dies zeigt sich nicht zuletzt auch deutlich in dem Rückgang der bewirtschafteten Rebflächen in Südkorea. Allein von 2000 zu 2012 hat sich die Fläche fast halbiert.